Daily Flip Das Eintracht Tagebuch seit 1999.

Das Spiel gegen den HSV stand ganz im Zeichen des Abschieds von Jan-Aage Fjörtoft.

Das Spiel gegen den HSV stand ganz im Zeichen des Abschieds von Jan-Aage Fjörtoft. Deshalb werde ich auf den Spielverlauf nur kurz eingehen. Die erste Halbzeit kann man gleich überspringen: Die Eintracht spielte ohne echten Zug nach vorne, und erarbeitete sich keine echte Chance. Der HSV dagegen hatte einige gute Gelegenheiten, die jedoch auch nicht zum Erfolg führten. Als dann mal eine Ecke der Eintracht nicht schon am ersten Pfosten geklärt wurde und auch nicht hoch ins Aus flog, gab es gleich die größte Torchance für die Frankfurter in der ersten Halbzeit. Marco Gebhardt hatte den Ball hereingebracht, dieser wurde nur unzureichend geklärt. Aus dem Hintergrund schoss dann Christoph Preuß, der wie die ganze Mannschaft nicht an die Leistung aus dem Spiel gegen Schalke anknüpfen konnte. Butt hielt! Spielerisch war das eine ganz schlechte Leistung, kämpferisch war auch nicht viel zu sehen. Und die Standardsituationen? Eine Katastrophe!!! Es ist doch wohl nicht zuviel verlangt, das mal zu üben… 10 Minuten nach der Pause ging der HSV völlig verdient in Führung. Nach einer einstudierten Eckballvariante köpfte Nico Kovac ein. Gegenspieler Mutzel konnte ihm nichts entgegensetzen. Aufgrund der vorher gezeigten Leistung sah die Eintracht schon wie der sichere Verlierer aus. In der 65. Minute war es dann soweit: Jan-Aage Fjörtoft kam zu seinem letzten Einsatz! Sogleich waren die Fans wieder da und das Spiel bekam etwas Schwung. Kurz danach wurde auch noch Thomas Sobotzik eingewechselt. In der 77. Minute gab es eine Premiere und eine Abschiedsgala: Jan-Aage Fjörtoft packte noch einmal seine ganze Technik aus und zauberte einen tollen Hackentrick auf den Rasen. Guie-Mien stand hinter ihm und brachte den Ball nach innen, wo Thomas Sobotzik ohne Mühe einschieben konnte. Dieser wichtige Ausgleich war das erste Jokertor der Eintracht in dieser Saison (!) und zugleich das letzte, an dem unser Norweger beteiligt war. Er hatte noch eine Schusschance, doch leider flog sein Ball in die Wolken. Dieser Punkt hilft der Eintracht nicht weiter. Es sieht schlecht aus. Wenn es morgen beim Spiel Unterhaching-Stuttgart einen Sieger gibt, rutscht die Eintracht auf einen Abstiegsplatz! Und die heute gezeigte Leistung lässt das schlimmste befürchten: So spielt eigentlich ein Absteiger… Und in dieser Saison haben wir keinen Fjörtoft mehr, der uns retten kann. Das Restprogramm spricht ebenfalls gegen die Eintracht. Ich denke, wir können uns den 19. Mai schon mal vormerken: Abstiegsendspiel vor ausverkauftem Haus… Jetzt widme ich mich aber ganz dem Abschied von Jan-Aage Fjörtoft. Die Feierlichkeiten begannen schon vor dem Anpfiff. Fansprecher Andreas Hornung und andere Fanvertreter überreichten unserem Idol, Helden, Publikumsliebling, Scherzkeks, unserer Integrationsfigur, dem letzten “Typ” in Reihen der Eintracht zahlreiche Geschenke: Der vergoldete Schuh, mit dem er das legendäre Übersteigertor erzielte und ein Stück des Torpfosten von damals waren darunter. Auf der Videowand wurde das abgezockte Traumtor vom 29. Mai 1999 noch einmal gezeigt. Steven Jedlicki richtete als Vertreter der Eintracht ein paar Dankesworte an Fjörtoft. Eine Frau aus dem norwegischen Konsulat dankte Jan-Aage in beiden Sprachen für die gute Leistung der letzten Jahre und für sein positives Auftreten, das die deutsch-norwegische Freundschaft bestärkt habe. Dafür erhielt sie ein Küsschen… Jan-Aage - ganz Gentleman! *g* Damit war der erste offizielle Teil der Zeremonie beendet, denn gespielt wurde ja auch noch. Doch zuvor richtete Fjörtoft noch ein paar Worte an die Fans. Er bat um Unterstützung für die Mannschaft: “Fjörtoft ist vorbei, jetzt zählt nur noch die Eintracht! Ihr seid die Besten!!!” Worte, die auch noch einmal seine Verbundenheit mit dem Verein unterstrichen. Beim Einlaufen der Mannschaft erschien auf der Gegentribüne eine norwegische Fahne und zahlreiche Plakate wurden hochgehalten. Zeichen der Sympathie, des Dankes aber auch der Trauer um eine Persönlichkeit. Selbstverständlich wurde Fjörtoft auch in Sprechchören gefeiert. Leider verlief das Spiel nicht nach Plan. In der 65. Minute dann großer Jubel auf den Rängen: Der Norweger machte sich zur Einwechslung bereit. Er riss die Mannschaft mit und feuerte auch noch mal die Fans auf der Gegentribüne an. 10 Minuten später bekam er den verdienten Lohn. Mit einem schönen Hackentrick leitete er den 1:1-Ausgleich ein. Er freute sich darüber so, als hätte er selbst das Tor erzielt. Das hatte sein bester Freund bei der Eintracht, Thomas Sobotzik, stellvertretend für ihn erledigt. Leider gab es heute nicht eine dieser traumhaften Geschichten, die der Fußball manchmal so schreibt. Fjörtoft blieb ein eigenes Tor versagt… Nach Abpfiff musste er erst Interviews geben, ehe seine Ehrenrunde beginnen konnte. Das veranlasste die Fans zu “Scheiß-Premiere”-Rufen. Als er dann endlich freigegeben wurde, begannen die bewegendsten Momente des heutigen Tages. Vor der Haupttribüne startete Jan-Aage Fjörtoft seine Abschiedsrunde im Frankfurter Waldstadion. Dazu erklang zunächst die Hymne “You’ll never walk alone”. Standing Ovations auf den Rängen begleiteten ihn. Sichtlich bewegt winkte er zu seinen Fans. In der Kurve küsste er zunächst den Eintracht-Adler auf seinem Trikot und schnappte sich dann noch eine Fahne seines Vereins… Oh Scheiße Mann! Ich musste eben für einige Minuten meinen Eintrag unterbrechen. Während ich diese Zeilen verfasste, passierte mir das, was im Stadion schon Chris passierte: Mir schossen die Tränen in die Augen! Aber bei so einem Anlass brauchen sich glaube ich auch zwei gestandene Mannsbilder nicht ihrer Tränen zu schämen. Jan-Aage ist jede von ihnen wert! Jetzt aber zurück zur emotionalen Ehrenrunde: Vor dem G-Block wurde unser Norweger von einigen Mannschaftskameraden geschultert und gefeiert. Hier suchte er jetzt den direkten Kontakt zu seinen Fans. Er kletterte auf den Zaun und bedankte sich bei ihnen. Dasselbe tat er auch vor den Treusten der Treuen auf der Gegentribüne. Jetzt wurde es noch bewegender. “Time to say goodbye” von Andrea Bocelli und Sarah Brightman lief über die Stadionlautsprecher. Das ging echt unter die Haut! Meine Hände waren schon ganz rot vor lauter Klatschen, aber ich wollte noch ein letztes Mal meine Verbundenheit zu JAF unter Beweis stellen. Ich hatte ein richtige Gänsehaut und blickte in das hochrote Gesicht meines sonst so coolen Freundes Chris. Ich kann seine Tränen wirklich verstehen. Im Stadion war ich zunächst über ihn erstaunt. Aber ich merke ja selbst, wie schwer es mir fällt diesen Eintrag zu schreiben… Die verbliebenen Hamburger Fans klatschten ihm auch Beifall, was ich sehr fair fand. Unter einer Traube von Fotografen war Fjörtoft kaum zu sehen. Er ging dann noch mal in die Mitte des Spielfeldes und zelebrierte mit den Fans die Welle, nachdem er sich noch ein Stück des Rasens herausgerissen hatte. Kurz darauf verschwand Jan-Aage Fjörtoft in den Katakomben des Waldstadions und verließ den Ort, an dem er die wohl größte Popularität in seiner Karriere erhalten hatte… Eintracht Frankfurt und die Bundesliga verlieren eine große Persönlichkeit. Jan-Aage, du wirst immer ein Adler bleiben!!! Wir vergessen dich nie! Viel Glück in Stabaek und komm schnell zurück! Eine Trainerstelle wird sicher schneller frei, als man sich träumen lässt… Mein Gott, hat denn niemand ein Taschentuch für mich? Was ist nur los mit mir!?

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