Daily Flip Das Eintracht Tagebuch seit 1999.

Gegen 5.15 Uhr kam der Schaffner herein und murmelte ein paar Sätze, die wir nicht so recht verstanden.

[Flip] Gegen 5.15 Uhr kam der Schaffner herein und murmelte ein paar Sätze, die wir nicht so recht verstanden. Es hatte jedenfalls irgendetwas mit unserem Zielort zu tun. Aber wollte er uns wirklich um diese Zeit sagen, dass wir um 8.40 am Ziel ankommen werden und jetzt schon mal aufstehen sollten? Wir verweilten natürlich noch eine Zeit lang auf den unbequemen Liegen. Als ich dann irgendwann mal nach oben sah, blickte ich in das Gesicht der Journalistin, die mir grinsend sagte, dass ich “wie das kleine Gespenst aussehe”. Wie nett… Nachdem eine Liege beim Abbauen kurzzeitig den Geist aufgab und allerhand eklige Gegenstände preisgab sowie einen Fotoapparat verschlang, kamen wir am Bahnhof an. Dort wurden wir von den Großeltern unseres Franzosen und seiner Tante empfangen. Nach einem Begrüßungsfoto wurden wir auf zwei Autos und ein Taxi verteilt und durften erste Erfahrungen mit der französischen Art zu fahren machen. Die nächste Etappe der Reise war R., wo wir ein Frühstück erhielten. Dort standen auch unsere beiden gemieteten Twingos, die uns die nächste Woche lang begleiteten. Bei stürmischem und recht kaltem Wetter fuhren wir dann in unser Domizil nach B. Hier wurden wir mit allen Besonderheiten des Hauses vertraut gemacht, wie z.B. dem Gasherd und der Katze vor dem Haus, die jeden Tag gefüttert werden musste. Diese Einführung übernahmen natürlich die überaus netten Großeltern mit ihrem kuriosen Akzent (le peng, demeng…). Für den Fall der Fälle gab es zahlreiche handgeschriebene Zettel mit Gebrauchsanweisungen, u.a. auch für den Fernseher. Die wichtigsten Utensilien waren jedoch die Heizöfen. Doch dazu später mehr… Zunächst gingen wir dann einmal durch den Ort und auch an den Strand. Der Sturm blies uns fast weg, was jedoch nicht der Grund für diese Frage unserer Stardirigentin gewesen sein sollte: “Sind wir hier eigentlich am Mittelmeer?” Das war wieder ein geographischer Fauxpas erster Klasse - es ging aber noch weiter…
Während des Spaziergangs behielt ich ständig mein Handy im Auge, mit dem mich Chris mit den aktuellen Nachrichten von der Eintracht, insbesondere vom Spiel gegen Bayern, versorgen sollte. Gegen 18.05 Uhr kam dann die schlechte Nachricht: Eintracht-Bayern 0:2! Für mich war der Abend damit zunächst gelaufen, ich wurde noch schweigsamer als ohnehin schon. Wie soll man aber auch Urlaub machen, wenn man solche Nachrichten erhält? Zwei Schüsse im ganzen Spiel! Das war wohl ein ziemlich grausliges Match (auf französisch: “match cruesli”???)…
Zu Abend essen musste ich natürlich trotz der schlechten Stimmung. Die besserte sich auch nicht als ich sah, was die Großmutter unseres Franzosen uns dafür hergerichtet hatte. Nicht nur, dass der Wohnzimmerschrank ebenso wie der Kühlschrank voller Lebensmittel war. Nein, in einer Dose wartete eine graue Masse darauf, von uns verspeist zu werden. Es handelte sich hier um einen Linsensalat, der leider nicht auf große Begeisterung stieß. Wir schmiedeten schon Pläne, ihn im Garten zu vergraben, warfen ihn nach ein paar Tagen dann aber doch nur in den Müll. Nett gemeint war es aber wirklich von seiner Großmutter, das muss man sagen! Am späten Abend gingen einige hartgesottene Mitglieder der Gruppe dann noch einmal nach draußen. Die FC-Anhängerin hielt dabei sogar ihre Füße ins Meer!!! Es war wie gesagt superkalt und stürmisch, aber man kann das wohl nur erklären, wenn man sich die Tabellenposition der Kölner ansieht. Da müssen die Fans ja abheben… Der eigentliche Grund war aber wohl, dass sie eine besondere Beziehung zum Meer hat, in dessen Nähe sie stets zu finden war.
Die Nacht war echt bitter. Die Heizung war kaputt, die Heizöfen konnte man über Nacht nicht laufen lassen. Wegen der nicht gerade üppigen Decken, die in Frankreich ja üblich sind, fror ich mir in der Nacht mächtig einen ab. Meine Nase spürte ich kaum noch… Schlafen konnte ich wahrscheinlich nur, weil die Nacht zuvor auch eher kurz war.
Der Spruch des Tages ist natürlich: “Sind wir hier eigentlich am Mittelmeer?”, das Highlight unserer Stardirigentin…

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