Daily Flip Das Eintracht Tagebuch seit 1999.

Eintracht weiter ungeschlagen

Die Eintracht ist weiterhin nicht zu schlagen: Auch im neunten Pflichtspiel der Saison holte die Eintracht zumindest einen Punkt. Gegen den krisengeschüttelten Hamburger SV gab es am Ende einer unterhaltsamen Partie ein 2:2. Die Eintracht war durch Meier und Amanatidis zweimal in Führung gegangen. Ljuboja und Sanogo glichen jeweils aus. Die Gäste hatten außer den Toren nur noch zwei Freistöße an die Latte zu bieten. Die Eintracht hingegen hatte durch Amanatidis, Thurk und in der Schlussminute auch noch Takahara klare Torchancen, so dass ein Sieg drin gewesen wäre - und damit ein Platz unter den ersten Drei… Aber auch so sieht es noch alles sehr entspannt aus.

Im Anschluss an die Partie fuhr ich statt nach Massenheim ausnahmsweise mal nach Massenheim. Das Zwiebelkuchenessen bei Chris’ Lieblingslehrerin dürfte das letzte Mal in diesem Jahr gewesen sein, dass ich unter Leute komme. Von daher hatte dieser Abend natürlich von vornherein einen hohen Stellenwert. Dass er sogar zu einer Sternstunde für Daily Flip werden würde, konnte jedoch niemand ahnen…
Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, dass ich nach Massenheim einfuhr und mich kein Kreisel - geschweige denn ein Apfelkreisel - erwartete, fuhr vor mir ein Wagen, der rechts blinkte und links abbog. Ich weiß natürlich, was ihr jetzt denkt. Aber ich muss euch enttäuschen, es war kein Offenbacher. Nicht jeder unfähige Autofahrer ist ein Offenbacher. Und andersrum gesehen entspricht nicht jeder Offenbacher den gängigen Klischees. Das durfte ich im Laufe des Abends noch feststellen und ich gebe es auch gerne zu, selbst wenn dies auf einer Eintracht-Seite ziemlich schräg erscheint. Aber zu diesen Erfahrungen später mehr.
Nachdem ich vor einem Jahr auf der Suche nach einem Parkplatz noch ziellos durch Massenheim gekurvt war und dabei um ein Haar den nicht ganz so großen Ort schon wieder verlassen hätte, steuerte ich diesmal zielstrebig auf meinen Stellplatz vom letzten Mal zu. Nicht zuletzt deshalb war ich 10 Minuten vor der Zeit am Ziel angekommen. Warten im Auto wäre sinnlos gewesen, also traf ich (wie so oft) als Erster der Gäste ein. Chris hatte wieder einmal seine hausmännischen Fähigkeiten ausgepackt und sich als Zwiebelschäler betätigt. Dass die erste Ladung nach dem Anbraten nicht mehr schmeckte, ist wohl nicht nur mir unerklärlich. Was genau passiert ist, ist aber auch kaum herauszufinden. Die Zeugenaussagen von ihm und seiner Lieblingslehrerin waren nämlich äußerst widersprüchlich. Einmal wurden die Zwiebeln bitter, dann sauer. Mal waren es 4 kg, mal 6 kg… Naja, am Ende waren drei Zwiebelkuchenversionen im Ofen und langsam trudelten auch die nächsten Gäste ein. Als da wären: Ein chinesischer BWL-Experte, eine leidenschaftliche VWL-Expertin (oder sollte ich sagen: VWL-Freak?) und eine Frau mit einer hammerharten, ja nahezu unmöglichen Aufgabe: Kleine Offenbacher, die bereits in der 1. Klasse sexuelle Übungen aufs Parkett legen und ihre Sitznachbarin schlagen, auf das spätere Leben vorbereiten… Chris war offenbach, äh, offenbar der Meinung, dass dies nur in nüchternem Zustand funktionieren kann und gab der jungen Dame zunächst mal keinen Federweißen.
(Ganz nebenbei: An dieser Stelle zahlt es sich endlich mal richtig aus, dass in Daily Flip niemand seinen richtigen Namen behält. Drei Frauen mit dem selben Namen und eine Vierte (kam später), die immerhin 3/5 ihres Namens diesem Trend angepasst hatte, würden wohl jeden Leser überfordern.)
Während Chris und seine Lieblingslehrerin den Zwiebelkuchen aus dem Ofen holten, fragte mich die Offenbacherin, was ich denn so mache. Entgegen meiner Art antworte ich flüssig in mehr als drei zusammenhängenden Sätzen und führte ein für meine Verhältnisse wahnsinnig langes Gespräch. Was war hier los? Ich hatte mit einer Frau geredet. Einer Offenbacherin noch dazu. Sensationell! Merke: Es geht also doch, nur komme ich allzu selten in die passende Situation. Schockiert von dieser Erkenntnis stellte ich meine Redebemühungen für den Rest des Abends weitgehend ein. Und von diesem Erlebnis muss ich jetzt die nächsten zwei Jahre zehren, bis mich Chris’ Lieblingslehrerin dann endlich zum Essen einlädt. Aber das ist eine andere Geschichte, die aber sehr sicher genauso eintreffen wird…
Jetzt gab’s aber erstmal hier was zu Futtern: Chris hatte den Zwiebelkuchen verteilt und wollte scheinbar seinen kleinen Fauxpas vom Getränkeausschank wieder gut machen. Also bekamen alle eine eher homöopathische Dosis, wohingegen der Teller der Offenbacher Lehrerin ordentlich gefüllt war. Diese nicht annähernd pareto-optimale Allokation des Gutes Zwiebelkuchen auf die anwesenden Marktteilnehmer rief unsere Chef-Volkswirtin auf den Plan, die sogleich für eine gerechte Umverteilung sorgte. Das weitere Essen verlief abgesehen von Diskussionen über das richtige Pfefferspray, das auch gegen Hunde u.ä. wirkt (Pferde und Katzen wären mir auch noch wichtig) ohne größere Zwischenfälle. Es traf nur noch eine weitere, oben bereits kurz erwähnte Wirtschafts- und Politikfachkraft samt Anhang ein. Damit war die Zweiteilung des Tisches perfekt. Auf der einen Seite setzten hochintellektuelle Diskussionen ein, während Chris, die beiden Pädagoginnen und ich uns eher auf normalem Level bewegten. Da ging es einmal mehr um die Offenbacher Schüler, um Chris’ Frage nach dem Weg in der besten Wohngegend Offenbachs (mit einer Antwort, als ob man einen Frankfurter an der Hauptwache fragt wo die Zeil ist und er es nicht weiß) und darum wie man am besten in sein eigenes Haus einbricht oder sein eigenes Fahrrad klaut. Hier meldete ich mich letztmals an diesem Abend zu Wort. Nachdem die nicht nur von den lieben Kleinen gestresste Lehrerin relativ früh wieder in ihre Wohnung mit dem Riesen-Bohrloch in der Wand und ohne die noch nicht gelieferten IKEA-Möbel nach OF zurückkehrte, riss auf “meiner” Seite des Tisches völlig der Gesprächsfaden und wir mussten uns mühsam dem Niveau der intellektuellen Upper-Class zuwenden.
Zunächst ging es jetzt um die richtige Integrationspolitik. Völlig vorurteilsfrei wurde über die “anatolische Mutti” diskutiert, die nach Meinung der Chef-Volkswirtin doch bitteschön zu ihrem Glück, sprich einem Deutschkurs gezwungen werden möge. Chris’ Meinung, dass ein Mensch, der noch nicht einmal seine eigene Sprache richtig beherrscht, wohl kaum den Weg zu einer deutschen VHS finden würde, führte zu einem heftigen Aufschrei der VWL-Expertin. Mein Vorschlag zur Güte: Jeder, der den Einbürgerungstest angehen möchte, bekommt erstmal zwei Karten für Idomeneo in der Rüsselsheimer Oper geschenkt. ;-) Dann klappt das sicher auch besser mit dem Test und alle sind glücklich…
Und auf zum nächsten heißen Politik-Thema: Der Bildung… Den Anfang nahm dieser Teil des Abends mit dem Mitgefühl für die Kinder einer ehemaligen Mitschülerin, die in der Schule zu nicht mehr imstande war als Pferde zu malen. Eine Frau, die sowas tut, kann natürlich kaum die in den ersten Jahren nötige Förderung ihrer Kinder übernehmen. Keine Spur von Chancengleichheit! Und wie soll denn so eine höhere Absolventenquote erreicht werden? Mensch scheiße, Müllmänner in anderen Ländern wie Schweden haben doch auch studiert! Die hängen uns immer weiter ab! Chris gab mir leise zu verstehen, dass es ja wohl normal wäre, dass es auch Leute geben muss die für andere Putzen gehen und ähnlich anspruchsvolle Jobs übernehmen. Womit wir wieder bei den schlecht integrierten ausländischen Mitbürgern wären… Diesen Zielkonflikt zwischen mehr Bildung und Integration und weniger Interessenten für Niedriglohnjobs wollte ich dann aber doch nicht näher analysieren. Empirische Studien hierzu sind aber selbstverständlich gerne gesehen.
Selbst wer sein Abi schafft - und das trotz Unterrichtsgarantie Plus - muss natürlich sehen wo er studiert. Ich habe das leider voll verbockt und wäre besser nach Mainz gegangen. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät dort hat schließlich bereits Weltruhm erlangt und ich saß ja auch neben einer kommenden Nobelpreisträgerin, die aufgrund ihres “Ü” im Namen froh sein kann, dass dieser Preis nicht in China verliehen wird. Naja, glücklicherweise ist die Uni in Frankfurt “vom Ruf her besser”. Habe ich hier einen gewissen Unterton gehört, oder bin ich einfach nur zu misstrauisch gegenüber allem aus Klopp-Wir-Sind-Geil-City? Vielleicht sollte man der jungen Dame aber mal stecken, dass Hochschulrankings in Spiegel, Focus und Co nicht mehr wert sind als eine Bundesligatabelle nach dem ersten Spieltag…
By the way, was ich immer schonmal sagen wollte: Ich kann Leute einfach nicht verstehen, die die ganzen Semesterferien über gar nichts tun! So wie beispielsweise Chris’ Lieblingslehrerin. Anstatt sich zu überlegen, wie man am besten mit Porno lesenden Grundschülern umgeht, sitzt sie nur rum und plant Weltreisen. Und Chris gesteht ihr auch noch zu, dass das stressig sei. Skandal! Wer honoriert denn bitteschön die Klausurenphase der anwesenden Wirtschaftsexperten? Und wo sind die Leute, die mir nur ein klein wenig Anerkennung für mein stundenlanges Daily Flip-Schreiben geben? Wahrscheinlich genau dort, wo auch die Frauen sind, die sich für nicht gesellschaftsfähige Psychopathen wie mich interessieren. Hinweise, die zur Ergreifung dieser Personen führen, nehme ich unter flip@eintracht-stats.de entgegen oder über meine zuständige Psychologen-Dienststelle in Massenheim.
Da ich nicht näher auf den Trade-Off  zwischen westlich orientierten Toiletten und den ansonsten üblichen Löchern in China eingehen werde, die von den nicht flexibel denkenden Chinesen benutzt werden, komme ich hier zu einem Ende. Der letzte Abend unter Leuten in 2006 und damit verbunden der letzte Daily Flip mit meiner persönlichen Note hatte es nochmal in sich. Ich habe anhand von VWL/BWL-Experten gesehen, dass manchmal wirklich gilt: Schweigen ist Gold! Aber trotz des kurzen Gesprächs mit der Offenbacher Lehrerin hat sich einmal mehr gezeigt: Ich bin nicht in der Lage mich vernüftig zu unterhalten. Und das stimmt wenig optimistisch. Ich habe fertig… und kann glaube ich froh sein, dass Daily Flip nicht in der Financial Times abgedruckt wird. Sonst hätte ich noch ein weiteres Problem - eine VWL-Expertin, die mir an die Gurgel geht…

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