Daily Flip Das Eintracht Tagebuch seit 1999.

Gipfeltreffen Mainz-Berlin-Frankfurt

Was macht ein Hesse mit einer gebürtigen Berlinerin, die in Mainz lebt, wenn die Eintracht gegen die Hertha spielt und es eigentlich um nichts mehr geht? Klar, er nimmt sie mit ins Stadion. Schließlich will man ja den letzten Sieg nochmal so richtig auskosten… :-) Aus diesem Grund habe ich gestern meiner Lieblings-Innenarchitektin zu ihrer Stadionpremiere verholfen. Und dafür ist das Waldstadion natürlich die beste Adresse…

Nachdem geklärt war, dass sie zwar einen Schirm (Wozu denn das? Die Sonne scheint doch!), aber keine Flasche (und laut Stadionordnung auch weder Leiter noch Stühle oder Reisekoffer) mitnehmen durfte, trafen wir uns um 14:36 Uhr am Bahnhof. Zunächst musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass ich sie nicht gewarnt hatte, wie viele Leute die S-Bahn bevölkern würden. Leider hatte meine Lieblings-Innenarchitektin keinen Sitzplatz ergattert. Tja, wer kann schon ahnen, dass so viele Mainzer Geschmack am Bundesligafußball gefunden haben…? Den werden sie zukünftig auch nur in Frankfurt erleben können, vielleicht war diese Reisewelle also schon mal ein Vorgeschmack… ;-)

Ihre Pläne einen Regenschirm mitzunehmen hatten mich veranlasst mich auch mal etwas wärmer anzuziehen. Und so kam es wie es kommen musste: Ich war wie immer zu warm angezogen. Der Weg zum Stadion und das Warten in der Schlange vor dem Einlass wurden so zu einer Schweiß treibenden Angelegenheit.
Nach dem Weg um das halbe Stadion herum kamen wir auf unseren Plätzen an. Meine Begleiterin schmulte mir zwar das ein oder andere Mal zu häufig hinunter zu ihren “Landsleuten”, aber ich wollte ja nix sagen… Als dann das Spiel begonnen hatte, sah ich desöfteren ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht, das irgendwie auszudrücken schien “wo bin ich denn hier gelandet?”. Und ganz ehrlich, wenn man mal aus der Sicht eines Unbeteiligten die Leute in so einem Stadion analysiert, die pfeifen, schreien und pöbeln, dann kann einen tatsächlich so ein Gefühl beschleichen :-) Angesichts der untergeordneten Bedeutung der Partie hielten sich meine Wutausbrüche gegen den Gegner und den Schiri diesmal in engen Grenzen. So hatte ich auch genug Zeit, meiner Lieblings-Innenarchitektin die Mannschaften zu den eingeblendeten Wappen zu nennen, wenn wieder einmal irgendwo ein Tor gefallen war. Das am häufigsten eingeblendete Wappen kannte sie aber auch so: 5:2… Da stellt sich schon die Frage, ob das Klopp’sche Abwehrbollwerk oder der von Mainzer Studenten diesbezüglich begutachtete Dom mehr Mängel an der Substanz vorzuweisen hatte ;-)
Dann war auch schon Halbzeit und auf dem Platz war nicht wirklich viel passiert. Das änderte sich in Hälfte zwei. Drei Minuten waren gespielt, da rutschte Kevin-Prince Boateng der Ball so unglücklich vom Fuß, dass er für alle überraschend in unserem Tor einschlug. Mich durchfuhr ein “det gloob ick jetze ja nich, wa” (zu deutsch: kelle nee, was war’n des?), aber es stand 0:1. Dieses hämische Grinsen von rechts, manmanman… :-) Eine knappe Viertelstunde später, der Ball lag zum Freistoß bereit. Meine Lieblings-Berlinerin wollte sich gerade nach Ioannis Amanatidis erkundigen: “Wer ist denn der mit dem Stirnba…” JAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!! Albert Streit hatte zum 1:1 versenkt und alles war wieder in der Reihe. Kurz darauf erzielte auch der VfB Stuttgart das 2:1, das den kleinen Jungen, der just in dem Moment vor uns vorbeilief, zu einem Jubelschrei ansetzen ließ. Den hatte ich in der Folgezeit auch desöfteren auf den Lippen, da die Eintracht jetzt eine Torchance an die nächste reihte. Das Tor fiel dann aber auf der falschen Seite, als Marko Pantelic kurz vor Schluss das 2:1 erzielte und die Person neben mir doch tatsächlich nochmal jubeln durfte. Nein, so was…
Da es ja tatsächlich ohne Folgen war, verließ ich das Stadion trotz der Niederlage mit einem Lächeln auf den Lippen. In der Straßenbahn saßen ein paar Landsleute meine Lieblings-Innenarchitektin hinter uns. Die gute Erkenntnis: Bekloppte gibt es überall :-) Am Hauptbahnhof verstaute ich mein Trikot erstmal auf recht umständliche Weise in meiner Tasche, dann fuhren wir an die Hauptwache. Auf dem Weg zum Römer trafen wir auf das mir bis dato unbekannte Mai- und Weinfest. Meine Begleiterin kaufte sich erstmal eine Cola und eine Bratwurst, ich hielt mich an das Frankfurter Nationalgetränk und nahm nur einen Äppler zu mir. Plötzlich tropfte es - dabei hatten wir doch strahlend blauen Himmel… Pflatsch, aus meiner Lieblings-Innenarchitektin war wieder ein kleines Ferkel geworden. In Mainz war es der Schokoladeneisfleck, diesmal zierten dekorative Senfflecken ihren Schuh (und den Boden im weiteren Umkreis). Ihr Blick an dieser Stelle wurde nur noch getoppt von dem als sie ihren ersten Schluck Apfelwein probierte. Es dürfte wohl auch der letzte gewesen sein. Die Eingemeindung nach Hessen war kläglich gescheitert… ;-) Jetzt kam, was kommen musste: Unser Fluss-Spaziergang, diesmal wieder am Rh… Main. Die Hochhäuser saßen zwar schon besser als beim letzten Mal, auch wenn wir wieder nicht den Maintower bestiegen. Sie hatte ja auch heimlich geübt, als sie sich im Rahmen der FM-Messe (wirklich für ALLES gibt es eine Messe) dem Messeturm genähert hatte.
Während es in der Ferne regnete, setzten wir uns auf eine gemütliche Parkbank. Ich hoffte auch hier auf Regen, da meine Lieblings-Innenarchitektin dann in den Main springen wollte. Dieses Schauspiel blieb mir dann aber trotz des einsetzenden Schauers verwehrt. Auf niemanden ist mehr Verlass… Da sie mir zuvor bereits die Freundschaft gekündigt hatte (als ob mir das was bedeuten würde, pah…), war für mich kein Platz unter ihrem Schirm. Da half auch mein ganzer Charme nicht. Immerhin gelang es mir, auf dem Weg zurück zum Bahnhof sie noch dazu zu bringen, mir zu verzeihen. Dann stieg sie in die Bahn, deren einer Wagen vom Schaffner aus unerfindlichen Gründen leer gehalten wurde. Da sie dann in einem unübersichtlichen Menschengetümmel verschwand, ist nicht überliefert, ob sie auf der Rückfahrt durch ihre schlagkräftigen Argumente ihre Körpergröße wettmachte und einen Sitzplatz ergattern konnte…

Zurück