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Saisonrückblick 2010/2011 - der unnötigste Abstieg aller Zeiten

Die Saison 2010/2011 ist vorbei. Endlich vorbei… Leider steht am Ende ein ebenso unerwarteter wie unnötiger Abstieg aus der Bundesliga, der vierte in der langen Historie der Eintracht. Das tut weh, aber dennoch bin ich froh, dass diese Saison endlich vorüber ist. Denn so etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Die Rückrunde dieser Saison war eine einzige Katastrophe und immer wenn man dachte, dass es nicht mehr schlimmer geht, wurde noch einer draufgesetzt.

Nach dem 17. Spieltag, dem 1:0 gegen den dort schon souverän führenden späteren Meister aus Dortmund, stand die Eintracht mit 26 Punkten auf Platz 7. Mit Theofanis Gekas stand zudem noch einer der Toptorjäger der Liga in unseren Reihen. Wahrscheinlich jeder dachte zu diesem Zeitpunkt eher an den Europapokal - an italienische, spanische, schwedische und von mir aus auch weißrussische Gegner - als an das was uns jetzt blüht: Ingolstadt, Paderborn, Cottbus, Aue - Frankfurt, Bornheimer Hang… Die beste Hinrunde seit ich glaube 13 Jahren hatten wir diesem gottgleichen Trainer Skibbe zu verdanken, der das funkelsche Gekicke vergessen gemacht hatte. Pff… Dann ging es los mit den Fehlern. In der Winterpause begann im sicheren Gefühl nicht mehr absteigen zu können, ein personeller Aderlass sondersgleichen. Ohne Neuzugänge zu verpflichten gab die Eintracht Korkmaz, Alvarez, Steinhöfer, Tosun und um ein Haar auch noch den “am Knorpel geschädigten” (oder einfach zu schlechten) Caio ab. Eine fatale Fehleinschätzung der Lage, was sich allerdings erst im nachhinein herausstellen sollte. Inbesondere Korkmaz und Steinhöfer wären noch gute Alternativen gewesen. Parallel zu diesen Fehlern in der Führungsetage ging es auch sportlich rasant bergab. Die Rückrunde begann mit 8 Spielen ohne einen einzigen Treffer. 2 Punkte wurden dabei mehr oder weniger glücklich ergattert. Im 9. Spiel fiel dann zwar der erste Treffer, dieser Rekordbefreiungsschlag aus 73 Metern von Georgios Tzavellas, der zufällig ins Tor hüpfte. Aber auch dieses Spiel durfte Michael Skibbe noch ungestraft verlieren. Der nächste Fehler der Führungsetage. Aber noch sah es in der Tabelle ja auch nicht so schlecht aus. Irgendwie werden wir das schon schaffen… Friedhelm Funkel wäre nach solche einer Serie gelyncht worden. Aber im Umfeld blieb es erstaunlich ruhig. Nach dem Sieg gegen St. Pauli, der ebenfalls unwahrscheinlich glücklich war und der einzige Sieg in diesem Jahr bleiben sollte, wurde Skibbe dann entlassen. Sehr merkwürdig… Der nächste Fehler folgte auf dem Fuß: Christoph Daum wurde geholt. Eine Farce, die dermaßen in die Hose ging. Was hat Heribert Bruchhagen da nur geritten? Von Funkel über Skibbe zu Daum. Unfassbar… Aber nicht nur neben dem Platz, sondern auch auf dem Platz ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Da war Theofanis Gekas, der plötzlich einen Knoten im Bein hatte und selbst einfachste Bälle nicht mehr im Tor unterbrachte. Höhepunkt war die Szene gegen die Bayern als er frei stehend aus zwei Metern denn Ball nicht traf. Das wäre der Sieg gewesen und wer weiß… Da war Ralf Fährmann, der zwar auf der Zielgeraden der einzige Spieler war, der eine gute Leistung brachte. Aber zuvor… Lauter Bälle, die er nach vorne prallen ließ und damit Gegentore verschuldete. Und sein Negativhöhepunkt war sicher das Spiel auf Schalke als er Raul den Ball auf dem Silbertablett servierte. Da war ein Altintop, der einfach nur sprachlos machte. Ein Ochs, der seit Beginn der Wechselgerüchte kein Bein mehr auf den Boden brachte. Eigentlich müsste man hier alle Spieler aufzählen, denn es hat sich keiner mehr wirklich aufgedrängt… Viele von denen kann ich eigentlich nicht mehr sehen. Es war eine Scheißsaison! Was nehmen wir mit? Drei Rekorde: Den bereits angesprochenen 73m-Treffer von Tzavellas. Den größten Absturz in der Rückrunde. Noch nie ist eine Mannschaft mit 26 Punkten nach 17 Spielen noch abgestiegen. Wir waren SIEBTER!!! Und den schnellsten Platzverweis: Marcel Titsch-Rivero sah gestern nur 43 Sekunden nach seiner Einwechslung Rot. Was für eine Saison… Ach ja, auch Teile der Fans haben sich angepasst und waren absolut nicht bundesligatauglich. Randale nach dem Spiel in Mainz und dem Heimspiel gegen Köln machten unser Image wieder einmal nachhaltig kaputt. Die Strafe steht außerdem noch aus.

Wie geht’s jetzt weiter? Finanziell geht die Eintracht gesund in die 2. Liga. Eigentlich ein Witz, weil Absteiger normalerweise noch einmal kräftig investieren um den Abstieg zu vermeiden. Aber da hat man sich bei uns ja wie oben beschrieben in der Winterpause zu sicher gewähnt. Aber das ist so wie es jetzt gekommen ist natürlich wiederum ein Vorteil.
In der Führungsetage wird sich einiges tun. Zwar hat Heribert Bruchhagen erklärt weitermachen zu wollen, auch wenn sein Vorstandsvertrag nur für die 1. Liga gilt. Und wahrscheinlich wird es auch so kommen. Aber der Aufsichtsrat wird zur Bedingung machen, dass ein Sportdirektor an seiner Seite arbeiten wird. Angesichts der verfehlten Transferpolitk der vergangenen Jahre sicherlich nicht allzu verkehrt. Als Namen werden Beiersdorfer, Veh und Schindelmeiser gehandelt.
Auf der Trainerbank wird es ebenfalls ein neues Gesicht geben. Christoph Daum kann und darf einfach nicht weitermachen. Aber auch wenn er selbst das zuletzt nicht mehr ausgeschlossen hat - ich glaube nicht, dass das ernsthaft in Erwägung gezogen wurde. Einziger Name, der zuletzt in den Medien gehandelt wurde, ist Thomas Doll. Ab morgen werden hier sicherlich Entscheidungen getroffen. Der Aufsichtsrat tagt und außerdem drängt die Zeit. Bereits Mitte Juli beginnt die Zweitligasaison! Es muss jetzt auch schnell gehen…
Wie sieht es mit der Mannschaft aus? Nach einer Aufstellung der Frankfurter Neuen Presse haben 18 Spieler einen Vertrag für die 2. Liga. Das sind: Nikolov, Jung, Russ, Bellaid, Tzavellas, Petkovic, Clark, Schwegler, Rode, Kittel, Titsch-Rivero, Meier, Köhler, Caio, Korkmaz, Gekas, Fenin, Amanatidis. Korkmaz und Gekas haben Ausstiegsklauseln. Franz und Chris haben Angebote für die 2. Liga erhalten. Wenn wirklich alle Spieler mit festen Verträgen bleiben, würde der Neuanfang eher klein ausfallen. Aber ich denke, es wird noch viel Bewegung geben. Auf jeden Fall müssen jetzt schnell Spieler her, um eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Was wir jetzt brauchen ist nach einem halben Jahr Dauerdepression endlich wieder ein Hoffnungsschimmer und eine Aufbruchstimmung. Das Unternehmen Wiederaufstieg 2012 hat begonnen. Packen wir’s an…

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